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«Vereinbarkeit von Beruf und Familie – eine Herausforderung für alle Beteiligten.»

Beruf und Familie

Herausforderung Beruf und Familie

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie führt im tierärztlichen Berufsalltag immer wieder zu Herausforderungen. Das fängt bereits beim Schutz während der Schwangerschaft an und zieht sich durch alle Phasen des Berufs- und Familienlebens weiter. Die GST bietet Unterstützung sowohl für die Arbeitgeberschaft, für Selbständige wie auch für Angestellte.

Die Veterinärbranche sieht sich den gleichen Herausforderungen gegenüber gestellt wie viele andere Branchen auch: Gute Fachkräfte zu finden, wird zunehmend schwieriger. Damit Tierärztinnen und Tierärzte im Beruf bleiben, spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle; von den Anstellungsbedingungen über die Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zum persönlichen Verhältnis mit dem Team und dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin. Aber auch die Möglichkeit, den Beruf mit einer Familie verbinden zu können, ist entscheidend.

Die Vereinbarkeit ist meist mit Herausforderungen verbunden, welche aber zum grossen Teil überwunden werden können.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Tierärztinnen und Tierärzte erzählen ihre Geschichte

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Dienstleistungen der GST

Die GST engagiert sich sowohl für Arbeitnehmende als auch für Arbeitgebende und Selbständige und bietet folgende Unterstützungsmassnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
 

  • Arbeitsdossier «Schwangerschaft und Mutterschaft im Veterinärbereich» mit allen rechtlichen Grundlagen und vielen praktischen Empfehlungen für alle Phasen der Schwangerschaft und den Wiedereinstieg in den Beruf.
  • Branchen-Risikobeurteilung mit den wichtigsten Tätigkeiten im Veterinärbereich (inkl. fachliche Erläuterungen). Die Branchen-Risikobeurteilung wurde von den Fachsektionen der GST zusammen mit diversen Expertinnen und Experten für Zoonosen, Chemikalien, Anästhesie und Arbeitsmedizin erarbeitet.
  • Bevorzugte Konditionen für Ausschreibungen von (Temporär-)Stellen.
  • Diverse Hilfsmittel wie Ratgeber für Unternehmen und Eltern, Checklisten für den Wiedereinstieg, Vorlagen für Mitarbeitergespräche oder eine Übersicht über kantonale Kinderbetreuungsangebote.
  • Kurse zum Thema Mutterschutz zu bevorzugten Konditionen.
  • Rechtsberatung für alle Mitglieder bei individuellen Anfragen.

Cornelia Christen, Tierärztin

«Loslassen, in der Praxis und zu Hause»

«Die «Übergänge» zwischen zu Hause und der Praxis sind schwierig, oft mache ich mir Sorgen, etwas vergessen zu haben. Wenn ich dann aber am Arbeiten oder bei meiner Familie bin, habe ich Freude an der jeweiligen Tätigkeit. Ich musste lernen, loszulassen, in der Praxis und zu Hause.»

Mutterschutz aus rechtlicher Sicht

Das Gesetz sieht bezüglich schwangeren Frauen und stillenden Müttern eine Reihe besonderer Schutzbestimmungen vor, vom Kündigungsschutz bis hin zu besonderen Regelungen für Stillzeiten. Auch zur Arbeitssicherheit bestehen gesetzliche Vorgaben: Eine schwangere Frau oder stillende Mutter ist so zu beschäftigen, dass weder ihre Gesundheit noch die des Kindes beeinträchtigt werden. Enstprechend sind auch die Arbeitsbedingungen zu gestalten.

Um diesen Schutz zu gewährleisten, müssen Betriebe mit besonderen Gefährdungen – worunter tierärztliche Betriebe fallen – eine Risikobeurteilung durch eine fachlich kompetente Person (Arbeitsmedizinerin/-hygieniker) vornehmen. Ziel der Risikobeurteilung ist es, beschwerliche oder gefährliche Arbeiten zu vermeiden oder zu minimieren, welche nachweislich eine potenzielle Ursache für Fehl- und Mangelgeburten sowie permanente Gesundheitsschäden darstellen. Aus diesem Grund sind die Risikobeurteilungen rechtlich zwingend. Verweigern Arbeitgebende die Risikobeurteilung, kann ein Beschäftigungsverbot unter Lohnfortzahlung ausgesprochen werden. Auch machen sich Arbeitgebende strafbar.

Weiterführende Links und Informationen

Die Dienstleistungen stehen den GST- sowie den VSTPA-Mitgliedern (auf Anfrage) kostenlos zur Verfügung. Nicht-Mitglieder können das Arbeitsdossier und die Branchen-Risikobeurteilung für CHF 150.- erwerben. Eine individuelle Rechtsberatung können sie ebenfalls gegen eine Gebühr in Anspruch nehmen.

Gemeinsam passende Lösungen finden: Mitglieder des Projektausschusses im Interview

Mirjam Jansen-Inversini, Vertreterin der Arbeitnehmerschaft und Gregor Schmid, Vertreter der Arbeitgeberschaft sind Mitglieder des Projektausschusses. Im Interview erzählen sie von ihren Erkenntnissen aus dem Projekt «Familie und Praxis».

Was sind Ihre Erkenntnisse aus dem Projekt Familie und Praxis? Was nehmen Sie mit?
Das Projekt beinhaltete viele, ineinander übergreifende Problemkreise. Entsprechend schwierig war eine Gewichtung und Eingrenzung. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist kein spezifisches Problem der Veterinärbranche, sondern eine generelle gesellschaftliche Herausforderung. Tierärztinnen und Tierärzte arbeiten jedoch häufig zu unregelmässigen Zeiten, leisten Notfalldienste und sind oft auch privat abrufbar. Die Arbeit ist somit um einiges intensiver als in anderen Branchen.

Wichtig ist zu erkennen, dass es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur um Mütter mit kleinen Kindern geht. Das Management von Schule und Hobbies älterer Kinder ist genauso anspruchsvoll, ebenso gibt es auch Personen ohne Kinder, die sich zum Beispiel neben der Arbeit freiwillig engagieren. Alle Personen, seien es Arbeitgebende oder Arbeitnehmende, sollten sich Freiräume erhalten können, um langfristig zufrieden im Beruf und gesund zu bleiben.

Welches Angebot, welche Dienstleistung aus dem Projekt Familie und Praxis erscheint Ihnen persönlich hilfreich und warum?
Auf die im Rahmen des Projektes erstellten Videos bin ich sehr gespannt. Ich würde mir wünschen, dass sie zu weiteren Diskussionen und Anregungen motivieren. Sich zum Thema Vereinbarkeit mit anderen auszutauschen hilft, denn man merkt, dass man nicht allein ist. Auch mir persönlich bringt der direkte Austausch mit Kolleginnen am meisten. Für das Projekt habe ich viele Kontakte reaktiviert. So haben sich gute Telefonate und Mails ergeben, mit ehemaligen Mitstudenten oder Arbeitskolleginnen.

Was kann jede einzelne Person zum Thema Vereinbarkeit beitragen, seien es Arbeitgebende oder Arbeitnehmende?
Gegenseitig zu akzeptieren, dass es manchmal einfach viel sein kann! Sich unterstützen und nicht aufhören, wenn der eigene Garten gemacht ist. Ich arbeite gerne länger, oder erledige einmal etwas ungefragt, wenn ich weiss, dass ich meine Chefin dadurch entlaste. Umgekehrt hiess es dafür auch schon vor 12 Uhr: «geh ruhig nach Hause, die Arbeit ist ja gemacht».

Zukunftsweisend sind auch Arrangements, um Teilzeitarbeitende auf einem speziellen Gebiet zu fördern, zum Beispiel bei der selbstständigen Durchführung gängiger Operationen. So dass sie an ihren Arbeitstagen oder in Zukunft allenfalls als Praxisnachfolge eine effektive Stütze für das Team darstellen.

Was scheint Ihnen aus Sicht der Arbeitnehmenden zum Thema Vereinbarkeit wichtig?
Sich selbst über seine Bedürfnisse im Klaren zu sein. Möchte ich hochprozentig/Vollzeit arbeiten? Oder lieber Teilzeit in einem tieferen Pensum? Wichtig ist, für kreative Lösungen offen zu sein. Eine meiner Kolleginnen arbeitet zum Beispiel häufiger am Wochenende, eine andere deckt mehr Abendsprechstunden ab. Auch ich mit meinem Teilzeitpensum arbeite im Notfalldienst mit – einerseits gehört das in der Grosstierpraxis einfach mit dazu, andererseits kann ich von meinem Mann durchaus erwarten, ein bis zwei Abende und Nächte pro Woche zu Hause bei den Kindern zu sein. Als Mutter ist mir wichtig, die Kinderbetreuung so organisiert zu haben, dass ich an meinen Arbeitstagen 100% arbeiten kann und es zu Hause ohne mich funktioniert. Ich will zudem mein Standbein im Beruf behalten, denn ich habe viel Zeit und Energie in die Ausbildung gesteckt und es wäre schade, den Beruf vollständig aufzugeben.

Welche besonderen Erfahrungen nehmen Sie aus dem Projekt Familie und Praxis mit?
Mich hat sehr beeindruckt, wie motiviert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops im Frühjahr die Herausforderung angenommen und engagiert und kreativ nach Lösungen gesucht haben.

Welche Erkenntnis aus dem Projekt Familie und Praxis erscheint Ihnen persönlich hilfreich und warum?
Wichtig ist, flexibel und agil zu denken, die bekannten Muster aufgeben zu können und bereit zu sein, neue Wege zu gehen. Dies gelingt am besten mit Teamarbeit, man kann sich gegenseitig inspirieren und unterstützen. Oft helfen schon kleine, einfache Massnahmen, um die Frauen im Beruf zu halten. Das kann zum Beispiel sein, die Arbeitszeiten auf die Familienbedürfnisse anzupassen, mit der Übernahme von Abendsprechstunden oder Samstagsprechstunden.

Was kann jede einzelne Person zum Thema Vereinbarkeit beitragen, seien es Arbeitgebende oder Arbeitnehmende?
Von Seiten Arbeitnehmende ist es meiner Meinung nach wichtig, während der anspruchsvollen Zeit mit Kindern trotzdem fachlich à jour zu bleiben. Sonst gibt es plötzlich einen Punkt, an dem man sich nicht mehr wagt, wieder einzusteigen. Unser abwechslungsreicher Beruf hat sehr viel Potenzial auch nach der Kinderzeit. Zudem ist es für Kinder eine grosse Bereicherung, Elternteile zu haben, die in einer Tierarztpraxis oder -klinik tätig sind.

Von Seiten Arbeitgebende finde ich es wichtig, für neue Ideen und Veränderungen offen zu sein. Die kommende Generation hat andere Bedürfnisse, wie auch wir vor 20, 30 Jahren andere Bedürfnisse im Vergleich zur vorderen Generation hatten. Arbeitgeber sollten in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf innovativ und flexibel bleiben. Gute, motivierte Fachkräfte sind wertvoll und es ist von grosser Bedeutung, sie zu halten. Da spielen auch die Rahmenbedingungen im Unternehmen eine grosse Rolle.

Was scheint Ihnen aus Sicht der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zum Thema Vereinbarkeit wichtig?
Am wichtigsten ist, sich bewusst zu sein, dass dieser Beruf in Zukunft mehrheitlich von Frauen ausgeübt wird. Wir verschwenden sehr viel Potenzial, wenn es uns nicht gelingt, unseren Beruf für Frauen attraktiv zu halten. Dies ist auch der Grund, weshalb ich mich in diesem Projektausschuss engagiert habe. Zudem müssen wir uns bewusst sein, dass die Zeit, während der Kinder betreut werden müssen, im Verhältnis zum gesamten Arbeitsleben kurz ist. Es wäre schade, wenn wir nicht alle Möglichkeiten nutzen würden, um diese kurze Zeit zu überbrücken und die Frauen dann nach der Familienzeit nochmals 20–25 Jahre im Arbeitsprozess zu haben. Zudem ist es wichtig zu sehen, dass auch viele Männer heute andere Anforderungen an den Beruf haben. Auch sie haben das Bedürfnis, den Beruf besser mit der Familie und dem Privatleben vereinbaren zu können.

Auskünfte und Kontakt

Beruf und Familie

Viele der Dienstleistungen der GST wurden von 2019-2022 in zwei Projekten erarbeitet. Finanziell unterstützt wurden die Projekte durch das Eidgenössischen Büro für Gleichstellung von Mann und Frau (EBG).

Die Projekte wurden durch einen Projektausschuss bestehend aus Vertreter/innen STA, SVAT, VSTPA sowie Vorstand GST begleitet.

Telefon 031 307 35 35
schwanger-mutterschaft@STOP-SPAM.gstsvs.ch


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